Wer kennt Sie nicht, die Geschichte vom Zappelphilipp: „Ob der Philipp heute still wohl bei Tische sitzen will?“ Also sprach in ernstem Ton der Papa zu seinem Sohn, und die Mutter blickte stumm auf dem ganzen Tisch herum. Doch der Philipp hörte nicht, was zu ihm der Vater spricht. Er gaukelt und schaukelt, er trappelt und zappelt auf dem Stuhle hin und her. „Philipp, das missfällt mir sehr!“
Auf eindrücklichste Art und Weise beschreibt Dr. Heinrich Hoffmann ein hyperaktives Kind. Ein Kind, das weder stillsitzen, noch zuhören noch ruhig sein kann. Durch Hoffmann bekommt das ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) ein Gesicht.
In jüngster Vergangenheit wurde dieses Thema viel beschrieben, analysiert und wegen der Medikamentenabgabe kontrovers diskutiert. Die klassischen Symptome eines ADHS sind motorische Unruhe, ständiges und zielloses Bewegungsbedürfnis, geringe Konzentration und Ausdauer, leichte Ablenkbarkeit, Neigung zu impulsivem Verhalten und zudem geringe Teilleistungsschwächen. Von ADHS betroffene Kinder leiden zwar an einschränkenden Symptomen, sind aber keinesfalls minderintelligent.
Mittlerweile ist bekannt, dass das ADHS genetisch bedingt und auf eine neurobiologische Funktionsstörung in gewissen Hirnabschnitten zurückzuführen ist. Das Gehirn kann unwichtige, innere wie auch äussere Reize und Impulse schlecht hemmen und ausfiltern, was schliesslich zu den oben erwähnten Symptomen führt. Die von den Schulmedizinern abgegebenen Substanzen wie zB. Ritalin verbessern die Konzentrationsfähigkeit der betroffenen Kinder und vermindern dadurch die Symptome.
Nicht nur ADHS, sondern auch viele andere Entwicklungsstörungen können mit den Symptomen einer Hyperaktivität einhergehen. Eine ausführliche Familienanamnese beim Kinderarzt oder Psychologen ist im Sinne einer sicheren Diagnose unumgänglich. Ist die Diagnose gestellt, liegt es im Ermessen des behandelnden Arztes und der Eltern zu entscheiden, ob und wie weit das Kind mit Stimulanzien behandelt werden soll. Unabhängig davon ist es aber wichtig, auf einige Dinge zu achten:
- Die sogenannte Verhaltenstherapie hat sich im Umgang mit ADHS Kindern sehr bewährt. Das Konzept baut auf einfachen Methoden auf und führt das Kind über kleine Schritte und viel Struktur zu mehr Selbständigkeit.
- Finden Sie einen belohnungs- und feedback-orientierten Umgang mit Ihrem Kind. Denn seiner mangelnden Selbstwahrnehmung wegen ist es umso wichtiger, regelmässige und verlässliche Rückmeldungen zu geben.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind genügend Bewegung und Ausgleich hat. Körperliche Anstrengung und mentale Herausforderung (Memorie, Schach etc.) sollten wenn möglich kombiniert werden.
- Einmal mehr darf man die Einflüsse der Ernährung nicht vergessen. Industriezucker (Süssigkeiten und Soft-Getränke) führen zu einem schnellen Anstieg und Fall des Blutzuckerspiegels. Dies ist nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist ermüdend und führt zu emotionaler Unausgeglichenheit. Versuchen Sie deshalb, Ihr Kind auch in Bezug auf die regelmässige und ausgleichende Ernährung zu unterstützten.
Vergessen Sie bei all der Hilfe für Ihr Kind sich selbst nicht. Gönnen Sie sich Auszeiten, tanken Sie auf und geben Sie in Momenten der Überforderung und Verzweiflung Ihren Gedanken Raum. Professionelle Unterstützung etwelcher Form (Gesprächs- oder Körperarbeit, Pflanzenheilkunde etc.) kann Entlastung bringen. Ihr Kind wird Ihnen die Arbeit an sich und für sich danken. Es nimmt auf, dass Sie auch Gutes für sich tun und reagiert darauf positiv. Wahrscheinlich wird es in jener Zeit, die Sie für sich beanspruchen, Bilder malen, in Gedanken fantastische Baumhäuser entwickeln und Menschen retten.