Unter Selbstfürsorge verstehen wir die Fähigkeit, sich selbst liebevolle Fürsorge zukommen zu lassen. Das bedeutet, dass wir uns selbst nicht bloss mit dem Nötigsten versorgen wie Essen, Hygiene, Bewegung, Schlaf, sondern uns unserem eigenen bedürftigen inneren Teil zuwenden und ihn achtsam mit dem versorgen, was er braucht.
Louise Reddemann, eine wegweisende deutsche Psychotherapeutin, definiert Selbstfürsorge als „einen liebevollen, wertschätzenden, achtsamen und mitfühlenden Umgang mit mir selbst und Ernstnehmen der eigenen Bedürfnisse“.
Die zwei Grundpfeiler für Selbstfürsorge sind demnach Selbstaufmerksamkeit (oder das Selbst-Gewahrsein, was uns als Wort besser gefällt!) und Selbstmitgefühl. Die Selbstaufmerksamkeit (im Sinne eines inneren Beobachters, der auf den verschiedenen Seins-Ebenen wahrnimmt, was in uns passiert) dient als Sensorium, das uns Informationen über unsere Befindlichkeit liefert. Wir benötigen also so etwas wie eine innere Instanz, mit der wir uns selbst beobachten können. Einen inneren Beobachter, der auf den verschiedenen Seins-Ebenen (Körper, Gefühle, Gedanken, Spiritualität, Impulse) wahrnimmt, was in uns passiert. Die Selbstaufmerksamkeit (oder das Selbst-Gewahrsein) dient sozusagen als Messgerät, das uns Daten über unsere Befindlichkeit liefert. Diese Daten nützen aber nichts, wenn sie nicht auf etwas in uns treffen, das eine wertschätzende, einfühlende und freundliche Haltung uns selbst gegenüber einnehmen kann. Dies ist das Selbstmitgefühl. Selbstmitgefühl ist Voraussetzung, damit wir die Daten über unsere Befindlichkeit ernst nehmen und daraufhin unseren fürsorglichen Teil einschalten, damit dieser sich unserem bedürftigen Teil zuwenden kann.
Wenn dieser ideal beschriebene Ablauf so stattfinden kann, erfahren wir in uns selbst Zuwendung, Trost und Verbundenheit. Er generiert eine Erfahrung von Selbstwirksamkeit, die unserem Organismus ein positives Feedback liefert, den Selbstkontakt vertieft und Stress deutlich reduzieren kann.