«Hier und Jetzt»: der Blog

Unterfordert und gelangweilt: Boreout

In meinem letzten Beitrag habe ich Ihnen das Thema des Burnout-Syndroms nähergebracht. Heute möchte ich Ihnen das Boreout-Syndrom, das Gegenstück zum Burnout-Syndrom, näherbringen.

Das Boreout-Syndrom ist in seiner Definition noch relativ jung, beschreibt aber ein Phänomen, das leider öfter vorkommt als man denkt: Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz. Gleich wie die Tatsache, dass übermässige, langandauernde Belastungen zu Müdigkeit, Lustlosigkeit und Frustration bis hin zu Anzeichen einer krankhaften Depression führen können, geschieht etwas sehr Ähnliches bei konträrer Ausgangslage.

Wir alle streben und sehnen uns nach einer Aufgabe, einer Tätigkeit, die uns erfüllt, befriedigt und uns auch das Gefühl gibt, ein wichtiges Glied in einer Kette zu sein. Bleibt uns dies verwehrt (quantitative oder qualitative Unterforderung am Arbeitsplatz), führt dies auf längere Zeit gesehen zu Desinteresse an der Arbeit oder dem Unternehmen, für welches wir tätig sind, zu Lustlosigkeit, etwas in Angriff zu nehmen oder auch zu Verzweiflung.

Auch wenn das Nachfolgende paradox erscheint und niemand gerne dazu steht oder darüber spricht, verfügen Menschen, die unter dem Boreout-Syndrom leiden, über ausgeklügelte Strategien, den Schein der „Auslastung“ zu wahren. Die Strategien sind klassisch: a) sich von weiterer Arbeit / Aufgaben fernhalten, b) darauf bedacht sein, genügend freie Zeit zu haben und c) den Job nicht zu verlieren. – Das Problematische für die betroffene Person ist die Tatsache, dass diese Strategien soviel Energie in Anspruch nehmen, dass die Kraft zur Veränderung fehlt. – Gute Ratschläge wie „Du könntest doch…“ oder „Mach doch mal…“ fallen auf fruchtlosen Boden.

Bevor Sie etwas gegen „diesen Zustand“ unternehmen können, ist es wichtig, wieder mehr Ressourcen im Alltag zu integrieren, sich etwas Gutes zu tun und Abstand zu nehmen. Versuchen Sie sich in dieser Zeit Notizen darüber zu machen, was Ihnen wirklich Freude bereitet, was Sie gerne machen würden und was Ihnen beruflich fehlt. Klarheit über die eigenen Gedanken, Bedenken, aber auch Hoffnungen helfen wieder Fuss zu fassen. Fragen wie etwa „Was will ich im Leben wirklich?“ geben die Gelegenheit, sich an die Dinge zurückzubesinnen, welche einmal wichtig waren. Der Schlüssel zur Bewältigung eines Boreouts liegt nicht im Druck von aussen, sondern in der Erkenntnis von innen.

Written by geraldine

Januar 19th, 2017 at 2:51 pm

Müde und ausgebrannt: Burnout

Entgegen der weitläufigen Meinung, ist Burnout nicht eine Krankheit, sondern ein Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Meist wird dieser Zustand durch berufliche Überlastung und Stress ausgelöst. Ein Gefühl von „Ausgebranntsein“ und der totalen Erschöpfung, machen die Bewältigung des Alltags schwer.

Aber was für Symptome lassen uns von einem „Burnout“ reden? Bezeichnend ist die emotionale Erschöpfung. Diese resultiert aus einer übermässigen emotionalen oder physischen Anstrengung oder Anspannung. Man fühlt sich schwach, kraftlos, müde und matt. Antriebsschwäche und leichte Reizbarkeit zeigen sich des öfteren als zusätzliche Begleiter. Desweiteren kommt die sogenannte „Depersonalisierung“ dazu. Gerade Personen welche mit Kunden, Klienten oder Patienten arbeiten, können bei Überlastung eine enorme Distanz zwischen sich und ihrem Gegenüber aufbauen; zunehmende Gleichgültigkeit und teilweise zynische Einstellungen gegenüber dem Vis-à-Vis erschweren die Situation zusätzlich. Die Arbeit kann nur noch durch Routine und Monotonie erledigt werden. Das Erleben von Misserfolgen ist das sogenannte „Pünktchen auf dem i“. – Betroffene fühlen sich häufig wie Hamster im Drehrad. Sie haben trotz der zunehmenden Überlastung häufig das Gefühl nichts zu erreichen oder bewirken. – Steigende Anforderungen und abnehmende Belastbarkeit, schwächen die Leistungen. Erfolgserlebnisse fehlen und der Glaube an den Sinn der eigenen Tätigkeit verliert an Relevanz.

Die Entwicklung von Massnahmen zur Vorbeugung und Behandlung besteht darin, Ausgleich zu schaffen. Entspannungs-, Atem- und Meditationsübungen sowie verschiedene sportliche Aktivitäten helfen. Dennoch treffen diese nicht den Kern des Problems. Bei einem Burnout handelt sich um ein subjektiv wahrgenommenes Auseinanderklaffen von externen (beruflichen) Anforderungen und individuellen Fähigkeiten; verbunden mit dem Gefühl der Ohnmacht.

Howard Gardner, Professor für Psychologie an der Harvard University liefert den Ausgangspunkt zum Konzept der sogenannten Selbststeuerung. Seiner Erkenntnis nach, basiert die Führung der eigenen Person auf drei fundamentalen Fragen 1. „Wer bin ich?“, 2. „Was will ich?“, und 3. „Wie erreiche ich effizient meine Ziele?“

Bestehen Unsicherheiten zur ersten Frage und damit über die eigene Identität, sind Auswirkungen im Selbstwertgefühl wahrnehmbar. Denn: Wenn jemand seine Stärken und Fähigkeiten nicht kennt und auch kein Rückmeldungen einfordert, können Selbst- und Fremdbild auseinander klaffen.

Eine Antwort auf die zweite Frage (Was will ich?) ist deswegen so wichtig, weil klare Ziele unsere mentale Energie mobilisieren. Fehlende Ziele, Werte und Perspektiven hingegen können teilweise erschreckend schnell zu emotionaler Erschöpfung führen.

Die dritte Frage nach der effizienten Vorgehensweise zur Zielerreichung zielt auf die Leistungsfähigkeit. Dahinter verbirgt sich das ökonomische Prinzip des sparsamen Umgangs mit mentalen und zeitlichen Ressourcen.

Der Lösungsansatz zur Bewältigung eines Burnout-Syndroms ist also mit existentiellen, teilweise sogar philosophischen Fragen verbunden. Das Thema des „sich mit seinem echten Menschsein“ auseinander zu setzen, steckt in unseren Breitengraden noch in den Kinderschuhen. Und dennoch: Eigenverantwortung lässt sich schlecht in Kinderschuhen tragen…

Am Rande bemerkt: Das Burnout-Syndrom kann ähnliche Symptome wie das Boreout-Syndrom aufweisen. Dieser Begriff (engl. Bore = langweilen) bezeichnet einen Zustand der beruflichen Unterforderung und Unzufriedenheit. Hohe Geschäftigkeit und reduzierte Leistungsfähigkeit sowie emotionale Erschöpfung begleiten hier den Alltag.

Lesen Sie mehr darüber im kommenden Post!