(Ludwig Wittgenstein)
Aufgrund unserer Herkunft, Disposition, Fähigkeiten und sozialen Prägungen ist „Sprache“ ein relativer Begriff. Basil Bernstein (britischer Soziolinguist, 1924 – 2000) hat in seinen Forschungen unter anderem festgestellt, dass die Bedeutung eines Wortes oder Begriffes je nach Perspektive (welche sich durch die persönliche Historie ergibt) unterschiedlicher nicht sein kann. Eine Untersuchung mit Studenten aus zwei sozial verschiedenen Herkunftsgruppen stellen sich ganz unterschiedliche Dinge unter einem Wort vor. Am grössten waren die Unterschiede beim Wort „tüchtig“. Beim Wort tüchtig dachten Handwerkerkinder in der Regel an Eigenschaften, die mit Weltgewandtheit und Dominanz zu tun haben und Beamtenkinder dagegen dachten an Eigenschaften, die mit körperlicher Leistungsfähigkeit und Charakterfestigkeit zu tun hatten.
Sprachliche Subjektivität
Anhand dieses Beispiels wird deutlich, dass sprachliche Subjektivität und das sich daraus ergebende Potential von Fehlinterpretation Kommunikation immer wieder schwierig macht. Das linguistische Phänomen der „Black Box“ besagt: Egal, was Sender und Empfänger kommunizieren, dazwischen liegt immer der „Faktor Unbekannt“. Im Rahmen dieses „Faktor Unbekannt“ wird die Anpassung an das eigene Sprach-, Verständnis-, und Wahrnehmungsvermögen vorgenommen um, subjektiverweise, adäquat auf die Sendung des Gegenübers zu reagieren. Diese Modifikation führt zu einer mehr oder minder starken Verzerrung des gemeinsamen Kommunikationsprozesses.
Wir alle kennen Missverständnisse oder Verständigungsschwierigkeiten aus dem Alltag. Klarheit ist also gefragt. Wie aber soll das möglich sein, wenn zwei Menschen nur bedingt dieselbe Sprache sprechen und eventuell sogar dazu neigen, das Ausgesprochene unbewusst zu Gunsten des eigenen Verständnisses umzuformen?
In sprachlicher Hinsicht ist es gerade in Konfliktsituationen unabdingbar, die Sprache respektive Sprachfragmente, unseres Gegenübers aufzunehmen und wiederzugeben. Auf diese Weise wird erstens Sprachgleichheit geschaffen, die dazu dient, Reflektion und Prozess zu ermöglichen. Zweitens wird so weniger interpretiert oder verglichen. Dennoch ist kein Mensch frei von Wertung oder verfügt über ein derart erhabenes Bewusstsein, dass dies immer gelingt. Die Achtsamkeit gegenüber dieser Gefahr macht jedoch den Rahmen aus, welchen es benötigt um schwierige Gespräche zu führen und dabei ein Gefühl von Aufrichtigkeit zu bewahren. – Schlussendlich ist aber eines klar: Emotionale Themen sowie Gespräche über unsere persönliche Wirklichkeit und unser eigenes Erleben lassen sich NIE mit richtig oder falsch klassieren. Beide Gesprächspartner haben recht, oder auch nicht, denn: Jeder von uns konstruiert seine eigene Wirklichkeit.
In einer Kurzgeschichte beschreibt Paul Watzlawick einen Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Nach dem man sich nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten erkundigt hat, erklärt dieser: „Ich verscheuche Elefanten.“ Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: „Na, also! Sehen Sie?“