«Hier und Jetzt»: der Blog

Gesundheit und Krankheit als dynamisches Geschehen

Gesundheit und Krankheit sind ein dynamisches Geschehen. Gesundheit ist die Fähigkeit, pathogene Faktoren ausreichend wirksam über die Selbstregulation zu kontrollieren; Krankheit stellt sich
dann ein, wenn der Organismus die selbstregulierende Kompetenz zur Bewältigung von Störungen
nicht ausreichend zur Verfügung stellen kann. So gesehen, muss Gesundheit in jedem Moment
des Lebens neu „geschaffen“ werden.

Written by geraldine

Juli 22nd, 2019 at 2:19 pm

Gesundheit und Krankheit als Kontinuum

Gesundheit und Krankheit sind nicht polare Zustände, sondern gehen fliessend ineinander über.
Sie können als Endpunkte auf einem so genannten Gesundheits-Krankheits-Kontinuum gesehen
werden. Der Mensch ist somit nicht entweder gesund oder krank, sondern erlebt verschiedene
Grade von Wohlbefinden und auch „subklinische Gesundheitsbeeinträchtigungen“ wie Schmerzen,
Beschwerden, körperliche Einschränkungen und seelisches Leid.

Written by geraldine

Juli 12th, 2019 at 2:18 pm

Gesundheit als ganzheitliches subjektives Erleben

Gesundheit definiert die WHO als ein subjektives Gefühl von körperlichem, geistigem und sozialem Wohlbefinden. Gesundheit ist somit nicht „Abwesenheit von Krankheit“, sondern hat einen eigenen, positiven Wert. Gesundheit ist ein mehrdimensionales Phänomen und steht in Abhängigkeit
von körperlichen, seelisch-geistigen, sozialen und materiellen Ressourcen. Gesundheit ist eine individuelle Erfahrung und ergibt sich aus dem subjektiven Erleben des Menschen, das stetigen Veränderungen unterliegt.

Written by geraldine

Juli 1st, 2019 at 2:16 pm

Selbstfürsorge – was ist das?

Unter Selbstfürsorge verstehen wir die Fähigkeit, sich selbst liebevolle Fürsorge zukommen zu lassen. Das bedeutet, dass wir uns selbst nicht bloss mit dem Nötigsten versorgen wie Essen, Hygiene, Bewegung, Schlaf, sondern uns unserem eigenen bedürftigen inneren Teil zuwenden und ihn achtsam mit dem versorgen, was er braucht.

Louise Reddemann, eine wegweisende deutsche Psychotherapeutin, definiert Selbstfürsorge als „einen liebevollen, wertschätzenden, achtsamen und mitfühlenden Umgang mit mir selbst und Ernstnehmen der eigenen Bedürfnisse“.

Die zwei Grundpfeiler für Selbstfürsorge sind demnach Selbstaufmerksamkeit (oder das Selbst-Gewahrsein, was uns als Wort besser gefällt!) und Selbstmitgefühl. Die Selbstaufmerksamkeit (im Sinne eines inneren Beobachters, der auf den verschiedenen Seins-Ebenen wahrnimmt, was in uns passiert) dient als Sensorium, das uns Informationen über unsere Befindlichkeit liefert. Wir benötigen also so etwas wie eine innere Instanz, mit der wir uns selbst beobachten können. Einen inneren Beobachter, der auf den verschiedenen Seins-Ebenen (Körper, Gefühle, Gedanken, Spiritualität, Impulse) wahrnimmt, was in uns passiert. Die Selbstaufmerksamkeit (oder das Selbst-Gewahrsein) dient sozusagen als Messgerät, das uns Daten über unsere Befindlichkeit liefert. Diese Daten nützen aber nichts, wenn sie nicht auf etwas in uns treffen, das eine wertschätzende, einfühlende und freundliche Haltung uns selbst gegenüber einnehmen kann. Dies ist das Selbstmitgefühl. Selbstmitgefühl ist Voraussetzung, damit wir die Daten über unsere Befindlichkeit ernst nehmen und daraufhin unseren fürsorglichen Teil einschalten, damit dieser sich unserem bedürftigen Teil zuwenden kann.

Wenn dieser ideal beschriebene Ablauf so stattfinden kann, erfahren wir in uns selbst Zuwendung, Trost und Verbundenheit. Er generiert eine Erfahrung von Selbstwirksamkeit, die unserem Organismus ein positives Feedback liefert, den Selbstkontakt vertieft und Stress deutlich reduzieren kann.

Written by geraldine

Juni 23rd, 2019 at 2:06 pm

Achtsamkeit – was ist das?

„Achtsamkeit ist eine einfache und zugleich hochwirksame Methode, uns wieder in den Fluss des Lebens zu integrieren, uns wieder mit unserer Weisheit und Vitalität in Berührung zu bringen.“ sagt Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn.

Was heißt das konkret? Wenn Sie sich in Achtsamkeit üben, trainieren Sie, Ihre Aufmerksamkeit bewusst zu lenken und zwar auf das, was im gegenwärtigen Moment geschieht. Was Sie dort wahrnehmen, gilt es dann ohne (automatische) Bewertung anzuerkennen.

Achtsamkeit heißt also, im eigenen Leben ganz wach zu sein, jeden Moment in all seiner Lebendigkeit, seiner Wirklichkeit, seinen Freuden und Sorgen so zu erfahren, wie er ist.

Wenn Sie im Augenblick verweilen, fühlen Sie sich im Körper zu Hause, ohne sich selbst zu bekämpfen, anzutreiben oder abzulehnen. Vielmehr nehmen Sie eine friedvolle, anerkennende Haltung gegenüber allen Geistes- und Körperphänomenen ein, die Moment für Moment in Erscheinung treten.

Achtsamkeit bedeutet reines Gewahrsein des Augenblicks, ohne eine kalte, distanzierte Haltung einzunehmen. Diese Geistesgegenwart kultiviert die Bereitschaft zu Gleichmut – alles so sein zu lassen, wie es ist und bewusst wahrzunehmen, was kommt und geht, ganz gleich ob Körperempfindungen, Gefühle, Gedanken oder andere Geistesobjekte.

Mit der Praxis der Achtsamkeit entwickeln und verfeinern Sie drei zentrale menschliche Fähigkeiten: Wissensklarheit, Gleichmut und innere Stabilität. Zudem unterstützt Sie die bewusste Geistesgegenwart, Mitgefühl mit sich selbst und anderen zu entwickeln und zu pflegen.

Written by geraldine

Mai 27th, 2019 at 2:03 pm

Stressbewältigung – Der Körper braucht Anspannung ebenso wie Entspannung

Die Scheu vor Körperlichkeit scheint trotz allen Fortschritts in unserer medizinischen Kultur noch weit verbreitet zu sein: Der Körper soll beherrschbar sein und mit immer besseren Instrumenten und Medikamenten gesteuert und repariert werden. Manchmal ist das notwendig und sinnvoll. Was dabei jedoch verloren geht, ist die Fähigkeit, instinktives Wissen darüber was uns gut tut und was nicht, einzusetzen. Frühzeitige Warnsignale des Körpers werden nicht mehr erkannt oder auch ignoriert. Erst wenn der Magen schon wieder brennt, die Panikattacken das Leben einengen oder die Rückenschmerzen die tägliche Arbeit unmöglich machen, wollen wir handeln.

Eine bessere Selbstwahrnehmung und das Vertrauen in den Sinn der eigenen körperlichen Regungen zu stärken, ist ein wichtiger Aspekt der Körpertherapie. Dies geschieht vor allem über Gefühle und Empfindungen und weniger über den Intellekt. Ähnlich wie ein Kleinkind, das Berührung, Bewegung und Spiegelung braucht, um zu erfahren, wer es ist und was es kann, kann auch der erwachsene Mensch sein Selbst-Verständnis wieder neu entwickeln und trainieren. Viele Krankheiten, Beschwerden und Stimmungen entwickeln sich über stressauslösende Erfahrungen. Zumeist sind diese nicht in unserem Bewusstsein. Doch der Körper vergisst nicht. Positive wie auch negative Erfahrungen bleiben als Körpererinnerung in Form von Gefühlen, Spannungszuständen, Ahnungen oder inneren Bildern gespeichert.

Eine fundierte Körpertherapie führt Sie deshalb behutsam in eine Art vorsprachliche Empfindungswelt zurück. Der Körper kann so seine Art zu reagieren neu erkunden. Diese Körper-Selbst-Erfahrung regt Ihr System dazu an, bewusst und vegetativ wieder auf seine ureigenen alten, „gesunden“ Reaktionsweisen zurück zu greifen. So kann die Selbstregulierung des Körpers wieder erwachen und Stress verursachenden Konflikten kann auf andere Art begegnet werden.

 

Die physiologische Basis: Der Körper braucht Anspannung ebenso wie Entspannung

Stress ist auf vielfältige Weise fester Bestandteil unseres Lebens: Hunger verursacht Stress, Kälte und Hitze machen Stress, Einsamkeit sowie unerfüllte Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit sorgen für Stress. Und ebenso leiden wir unter Stress, wenn wir den Arbeitsplatz verlieren, wenn wir uns streiten, den Tod eines Partners verkraften müssen oder mit anderen traumatisierenden Erlebnissen konfrontiert sind. Stress kann krank machen und Krankheit bedeutet für den Körper ebenfalls Stress. Unser Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung so genannter Stresshormone. Diese waren zu Urzeiten des Menschen u. a. dazu da, die Energiereserven des Körpers etwa für die Flucht vor oder den Kampf mit einem wilden Tier zu mobilisieren.

Stresshormone sind in der Lage, einen Menschen für eine bestimmte Zeit über sich und seine Kräfte hinaus wachsen zu lassen. Ebenso vermögen sie es, ihn in die Starre eines erjagten Tieres zu versetzen.

Sofern nach besonderen Belastungen Phasen der Entspannung, des Wohlfühlens oder des Geniessens einsetzen können, kann unser Organismus von Zeit zu Zeit mit Stressbelastungen durchaus gut umgehen. Schwierig wird es dagegen, wenn Konflikte chronisch ungelöst bleiben. Dann nämlich werden Stresshormone nicht mehr abgebaut sondern fortwährend neu ausgeschüttet. Auf diese Weise versetzen sie den Körper in den Alarmzustand andauernder Über- oder Unterspannung. Der Körper lebt unter Dauerstress viel zu lange Zeit über seine Kräfte oder leidet unter zu wenig Antrieb. Dabei verfestigen sich körperliche und geistige Haltungen, die den Zweck haben, alte Schmerzen, seelische Verletzungen oder andauernde Verspannungen nicht mehr in aller Tragweite zu spüren. Es entstehen innere und äussere Schonhaltungen, die uns längerfristig aus dem Gleichgewicht bringen und psychische oder psychosomatische Beschwerden auslösen.

 

Stressbewältigung durch Körpertherapie

Mittels der Körpertherapie finden Sie Möglichkeiten, zur Stressbewältigung. Entspannung und Gelassenheit (wieder-)zuerlernen können dabei ebenso wichtig sein wie die Entdeckung von Neugierde und Begeisterung. Die Wiederherstellung eines gesunden physiologischen und psychischen Gleichgewichts bedeutet, das „Zuviel“ zu mindern das „Zuwenig“ zu stärken.

Written by geraldine

Oktober 10th, 2017 at 1:48 pm

Biodynamische Craniosacral-Therapie

Der therapiebeschreibende Begriff craniosacral stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Schädel-Kreuzbein. Wie es die Übersetzung schon sagt, werden bei dieser Form der Körperarbeit sanfte Handgriffe und Interventionen im Bereich des Schädels und des Kreuzbeines ausgeführt.

Die Craniosacral-Therapie, eine aus der Osteopathie abgeleitete und weiterentwickelte Behandlungsform (William Garner Sutherland, 1873 – 1954), beruht unter anderem auf der Annahme, dass die rhythmischen Pulsationen der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit sich auf die äusseren Gewebe und Knochen übertragen und ertasten lassen. Die Einzelknochen des Schädelswerden als gegeneinander beweglich angesehen.

Durch Berührung von Kopf und Rücken sammelt der Therapeut Informationen über mögliche Blockaden und wirkt auf Funktionseinschränkungen direkt am Körper ein sowie indirekt auch auf Membrane innerhalb des Schädels und auf die harte Hirnhaut. Dieses Vorgehen verbessert den „Primär-Rhythmus“ und reaktiviert die immer vorhandene Gesundheit. Dadurch können Beschwerden gelindert und die Lösung seelischer Traumata unterstützt werden.

Die Theorie von den losen Verbindungen der Schädelknochen und von dem Pulsieren der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit widerspricht dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung. Aus Sicht der Erfahrungsmedizin hingegen ist die Wirksamkeit der Craniosacral-Therapie unbestritten. Besonders bei Kindern mit schweren Geburtsverläufen und bei Erwachsenen mit HWS-Distorsion (Schleudertrauma) und wiederkehrender Migräne sowie Kopfschmerzen werden immer wieder sehr gute Resultate erzielt. Dies trotz der Tatsache, dass es selbst erfahrenen Therapeuten nicht möglich ist, erfolgreiche Behandlungen rational zu erklären.

Die Craniosacral-Therapie hat gemäss Lehrbuch und Klientenerfahrungen bei folgenden Beschwerden gute Resultate erzielt:

  • Schleudertrauma
  • Psychische und physische Traumata
  • Chronische Schmerzen
  • Kopfschmerzen / Migräne
  • Probleme an Muskulatur und Bewegungsapparat
  • Postoperative Beschwerden

 

Die eigentliche Behandlung ist ausserordentlich sanft und angenehm. Klienten nehmen diese Therapieform als entspannend und auch beruhigend wahr. Nach einem Erstgespräch zwischen Klient und Therapeut, das in der Regel mehr Zeit in Anspruch nimmt als die darauf folgenden Behandlungen, legt sich die zu behandelnde Person bekleidet auf eine Massageliege. Der Beginn der Behandlung variiert nach Situation und Beschwerdebild. Ein Abtasten entlang der Wirbelsäule mit leicht dosiertem Druck reicht, um Stauungen, Blockaden und Verspannungen zu lokalisieren. Mithilfe feiner Grifftechniken werden diese gelöst. Ziel einer jeden Behandlung ist das Wiederherstellen des craniosacralen Rhythmus (Primärrhytmus). Nach dem Erstgespräch sollte pro Sitzung eine Stunde eingerechnet werden. Da die craniosacrale Therapie eine Methode der Körperarbeit ist, wird während der Behandlung weitgehend auf ein Gespräch verzichtet. Wie oft die Behandlung wiederholt wird, ist vom jeweiligen Beschwerdebild abhängig und muss daher individuell definiert werden. Die besten Erfahrungen werden gemacht, wenn nach der Stabilisierungsphase eine so genannte Erhaltungsphase folgte. Die in relativ kurzen Intervallen (alle drei bis sieben Tage) erfolgte erste Behandlungsphase wird langsam reduziert und findet im Sinne der Prävention danach noch etwa alle zwei bis vier Wochen statt.

Die Craniosacral-Therapie ist bei Menschen jeden Alters und jeden Gesundheitszustandes sehr gut anwendbar.

 

Wer einen Unterschied zwischen Leib und Seele macht, besitzt keines von beiden.

(Oscar Wild)

Das Wort „Körper“ beschreibt sowohl das in Erscheinung tretende Material eines Menschen oder Tieres als auch den Organismus eines Lebewesens im biologischen Sinne. Möchten wir hingegen eine lebendige Beschreibung mit Betonung auf Körpergefühl und Körperbewusstsein, so läge der Begriff „Leib“ wesentlich näher. Wie kommt es also, dass wir unseren „Seelentempel“ nur noch mit einem materie-beschreibenden Wort bezeichnen?

Menschen haben sich selber und ihre Mitmenschen schon immer auf Ähnlichkeiten und Unterschiede hin betrachtet. Sie suchten und fanden Hinweise und Zeichen sowohl für Gesundheit als auch für Krankheit und begannen die Erscheinungen zuzuordnen.

Im 16. Jahrhundert begann man zum ersten Mal, systematische Leichenöffnungen durchzuführen. Die ursprünglich nur subjektiv erlebbaren Phänomene des Leibes wurden seither in der beschriebenen Anatomie völlig neu geordnet. Das bis dahin „unbekannte Innere“ wurde durch den neuen ärztlichen Blick zum begreifbaren und verständlichen Mechanismus. Die Folge dieses Wissens war die komplette Trennung der bis dahin synonymen Begriffe Leib und Leben. Neu tritt der Ausdruck „Körper“ an die Stelle von „Leib“ (lat. „Corpus“: Masse, Leichnam).

Der Körper wird zu einem Objekt der Forschung, Einteilung und klar rationalen Definition. Der in dieser Weise angegriffene und bis dahin verstandene Leib verliert seinen ursprünglichen, sakralen Charakter und wird zur hochkomplexen Maschinerie. Eine neue Übersichtlichkeit und ein Verstehen des Gesamtorganismus machen den Körper „durchschaubar“.

Der „von aussen“ als Objekt betrachtete Körper verdrängte immer mehr den „von innen“ erlebten Leib. Morris Berman, ein Wissenschaftshistoriker, zieht eine interessante Parallele zum „Spiegelkörper“. Ihm zufolge gelang es im 16. Jahrhundert venezianischen Glasbläsern erstmals Spiegel, in Massen zu produzieren. Die Eigenbeobachtung der Menschen war bis dahin eher zufällig und basierte primär auf dem im Wasser gezeigten Spiegelbild. Dass dieses Gut nun plötzlich für alle zugänglich und erschwinglich war, veränderte die Eigenwahrnehmung des Menschen nachhaltig. Das eigene Gesicht wie auch der Körper waren wiederholbar anzuschauen und zu begutachten. Damit wurde der Blick sich selbst und auch anderen gegenüber wesentlich bedeutsamer und kritischer. Das neue Eigenverständnis ging mit der gesamten Entwicklung des Individuums in der Renaissance einher. Richtige Verhaltensweisen und Manieren gewannen zusehends an sozialer Wichtigkeit. Der eigene „Spiegelkörper“ wurde als äusserlich sichtbares Pendant des eigenen Inneren verstanden, der Körper als „Spiegel der Seele“. Gesteigerte Körperkontrolle entwickelte sich zu einem wichtigen gesellschaftlichen Instrument des selbstbewussten und wertgesteigerten Individuums.

Seymour Fisher, ein Pionier der modernen Erforschung des Körperbildes („body image“) verweist darauf, dass die unmittelbare Erfahrung des eigenen Körpers erhebliche Auswirkungen auf unseren sozialen Umgang hat. Interessant sind solche Studien vor allem darum, weil sie beweisen, dass die „oberflächliche Selbsterkenntnis“ – hervorgeführt durch das eigene Spiegelbild, und den damit verbundenen Vergleich zu anderen – mehr Zweifel als Genugtuung auslösen. Das sich-beobachten-können und die eigene Vorstellung über die aktuelle Spiegelung beim vis-à-vis kann die Bewegung „weg vom Leib hin zum Körper“ zusätzlich verstärken. Eine Wahrnehmung, welche sich weg vom Gesamten hin zum Visuellen bewegt hat, macht es immer schwieriger, im Sinne eines Ganzen bei sich zu bleiben.

Written by geraldine

Juli 10th, 2017 at 1:07 pm

Körpertherapie – Gesundheit fördern

Was ist eigentlich Körpertherapie? Wie das Wort schon vermuten lässt, handelt es sich hier um Therapieformen welche sich mit unserem Körper beschäftigen.

Theoretisch gehören die Physiotherapie und Massagepraktiken ebenfalls dazu, praktisch wird an dieser Stelle aber eine Unterscheidung zu jenen Formen gemacht, welche sich nebst den rein körperlichen Symptomen auch um jene der Psyche kümmern, also ganzheitlich sind. Wenn Sie an dieser Stelle meines Artikels die Nase rümpfen und glauben, dass es gleich mit „esoterischen“ Weltanschauungen weitergeht, kann ich Sie beruhigen. Dank den vielschichtigen Forschungen Seitens der Neurowissenschaft, wissen wir heute, dass alle psychischen Vorgänge unmittelbaren Einfluss auf unsere körperlichen ausüben und umgekehrt.

Konkret heisst das, dass eine Massage sehr wohl einen Bezug zu unserem seelischen Wohlbefinden hat, wenn auch die Absicht des Massierten eine andere sein mag.

Nichts desto trotz ist der Rahmen, in welchem eine Körpertherapie stattfindet in der Regel ein anderer als während einer Massage. Das begleitende Gespräch spielt hier eine tragende Rolle und Prozesse werden in einer konstruktiven Form unterstützt.

 „Die einzige Möglichkeit zur Veränderung liegt im Hier und Jetzt!“

Vor allem chronische Leiden, diffuse Krankheitsbilder oder aber auch lebenseinschneidende Erlebnisse und Diagnosen, können Mittels solcher Formen von Therapie gut behandelt werden. Dabei geht es nicht um eine „Wunderheilung“, sondern um Linderung der Beschwerden und das Finden eines neuen, lebens- und gesundheitsbejahenden Aspektes. Ein verbessertes Körpererleben ermöglicht eine rasche Steigerung der Lebensqualität auf psychischer und psychosomatischer Ebene. Um das zu erreichen ist es notwendig, den Körper als Teil von uns wahrzunehmen, auf ihn zu hören und ihm Beachtung zu schenken.

Die eigentliche Behandlung ist ausserordentlich sanft und angenehm. Klienten nehmen diese Therapieform als entspannend und auch beruhigend wahr. Nach einem Erstgespräch zwischen Klient und Therapeut, das in der Regel mehr Zeit in Anspruch nimmt als die darauf folgenden Behandlungen, legt sich die zu behandelnde Person bekleidet auf eine Massageliege. Der Beginn der Behandlung variiert nach Situation und Beschwerdebild. Ein Abtasten entlang der Wirbelsäule mit leicht dosiertem Druck reicht, um Stauungen, Blockaden und Verspannungen zu lokalisieren. Mithilfe feiner Grifftechniken werden diese gelöst. Durch subtile Berührung im Dialog mit Ihrem System können sich Störungen, die oft auch auf alte Körpermuster und Traumatisierungen zurückzuführen sind, in den feinen Bewegungen von Knochen, Membranen und Flüssigkeiten zeigen und mit der innewohnenden Ordnung wieder in Einklang kommen. Nach dem Erstgespräch sollte pro Sitzung eine Stunde eingerechnet werden. Wie oft eine Behandlung wiederholt wird, ist vom jeweiligen Beschwerdebild abhängig und muss daher individuell definiert werden. Die besten Erfahrungen werden gemacht, wenn nach der Stabilisierungsphase eine so genannte Erhaltungsphase folgte. Die in relativ kurzen Intervallen (alle zwei bis sieben Tage) erfolgte erste Behandlungsphase wird langsam reduziert und findet im Sinne der Prävention danach noch etwa alle zwei bis vier Wochen statt.

Stress. Eine individuelle Reaktion.

Wir alle kennen Stresssituationen: Eine hohe Belastung am Arbeitsplatz, privates Engagement, finanzielle Verpflichtungen; manchmal wird es einfach zu viel. Aber es gibt auch Momente in welchen wir das Gefühl von Stress zu empfinden obwohl es keine rationalen Gründe dafür gibt. Warum ist das so und was steckt dahinter?

Alle unsere Erfahrungen, positive wie auch negative, lösen sich nicht in „Luft“ auf, sondern addieren sich zu gespeicherten Gedächtnisinhalten in sogenannten Nervenzell-Netzwerken. Diese wiederum werden teilweise unbewusst abgerufen.

Im Moment der Ausrufung des Alarmsystems setzt im Grosshirn und im limbischen System eine massive Aktivierung von Genen ein. Die zuerst aktiven Gene gehören zur Gruppe der Sofortreaktionsgene, deren Produkte nach dem Schneeballsystem innerhalb der Zelle dann weitere Gene aktivieren.

Nervenzellen, die während einer Gefahrensituation aktiviert werden und bestimmte Gene anschalten, tun etwas für deren Selbsterhaltung. Die Proteine, die im Rahmen der Aktivierung von Genen hergestellt werden, dienen den Nervenzellen als Wachstumsfaktor und verstärken die Kontaktstellen, mit denen die Nervenzellen untereinander vernetzt sind.

Stellen Sie sich diese Nervenzellverbindungen einfach als einen dünnen Faden vor. Wird diese Verbindung immer wieder aktiviert, so wird sie stärker. Aus einem dünnen Faden wird ein dickes Seil.

Diese Nervenzell-Netzwerke werden somit als Folge ihrer Tätigkeit stabilisiert. Diese sind bedeutsam: Wenn sich alarmierende Erfahrungen oder Niederlagen im Leben eines Menschen häufen, werden die darauf spezialisierten Nervenzell-Netzwerke die Oberhand gegenüber anderen Netzwerken bekommen, deren Spezialität darin besteht, die Chancen und Bewältigungsmöglichkeiten einer Situation zu erkennen.

Einschneidende oder oft wiederholte Vorerfahrungen von Gefahr, Niederlage, Angst und Flucht verändern neuronale Netzwerke also in der Weise, dass Interpretation künftiger neuer Situationen Interpretationen die Oberhand haben, die wiederum in die gleiche Richtung gehen.

Eine solche Entwicklung aufzuhalten oder rückgängig zu machen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Gesprächs- und Körpertherapie.

Nicht nur unsere ersten Lebensmonate, sondern auch jene im Mutterleib prägen unser hormonelles System. Ist eine Frau während der Schwangerschaft unter psychischem oder physischem Stress, wirkt sich das direkt auf das Stresssystem des Ungeborenen aus. Ist nach der Geburt genügend mütterliche Zuwendung durch Berührung und Nähe vorhanden, wird das Stress-Gen deutlich weniger aktiviert.

Die grosse Unterschiedlichkeit individueller Vorerfahrungen hat zur Folge, dass die Reaktion der neurobiologischen Stresssysteme von Person zu Person sehr verschieden ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass Personen welche dem gleichen Ausmass an Stressintensität ausgesetzt sind, in der körperlichen Verarbeitung sehr unterschiedlich reagieren. Ebenfalls haben Untersuchungen an Zwillingen eine individuelle Stressreaktion gezeigt. Der Umgang mit Stress ist also nicht genetisch und somit nicht vererblich. Das verstärkt die Bedeutung der individuellen Vorerfahrung.

Dass zwischenmenschliche Bindungen die biologischen Stresssysteme schützen, gilt nicht nur für das Kind, sondern auch im späteren Leben. Bindungen und soziale Unterstützung haben sich in zahlreichen Studien als einer der wichtigsten Schutzfaktoren gegenüber extremen Ausschlägen der biologischen Stressreaktionen erwiesen.

Diese Erkenntnisse der Neurowissenschaft mögen schockierend sein, beinhalten aber auch die Chance zum Bewussten Handeln und Erleben. Das wirksamste Mittel für einen guten Umgang mit Stress sind also Begegnung, Beziehung und Berührung.