«Hier und Jetzt»: der Blog

Selbstermächtigung

Selbstermächtigung (englisch „Empowerment“) meint die Fähigkeit zu einem selbst initiierten und
selbst gesteuerten Prozess der Wiederherstellung von Lebenssouveränität und Gestaltungskraft.
Im Kontext der KomplementärTherapie geschieht dies durch körper- und prozesszentrierte Behandlung, Gesprächsführung und Anleitung, welche die (Wieder)Aneignung von Selbstgestaltungskräften zur Erschliessung neuer Handlungs- und Lebensspielräume und zur Erfahrung eigener Stärken und Grenzen unterstützen und festigen. Klientinnen und Klienten werden ermutigt, befähigt und darin bestärkt, selbstkompetent und aktiv mit gesundheitlichen Störungen umzugehen.
Sie nehmen gestaltenden Einfluss auf ihren Genesungsprozess und ihre Gesundheit.

Written by geraldine

September 25th, 2019 at 2:33 pm

Kohärenzgefühl

Gesundheit wird im Rahmen der Salutogenese als ein dynamischer, eigenverantwortlich gestalteter Prozess verstanden. Zentral darin ist das sog. Kohärenzgefühl, das sich auf die drei Faktoren
Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit abstützt:

  • Das Gefühl der Verstehbarkeit beinhaltet die Kompetenz, Informationen konsistent zu
    strukturieren und einzuordnen, Ursachen, Bedingungen und Zusammenhänge zu erkennen, Situationen zu erklären und zu verarbeiten und realistische Einschätzungen und Voraussagen über die Anforderungen vornehmen zu können. Das, womit man konfrontiert ist, wird somit nicht als unerklärlich, willkürlich, chaotisch oder zufällig empfunden.
  • Das Gefühl der Handhabbarkeit beinhaltet die Überzeugung und Zuversicht, der man vertraut, dass die Probleme zu bewältigen sind, und dass man die hierfür benötigten Ressourcen zur Verfügung hat. Man kann somit realistische Ziele und Vorgehensschritte formulieren und an das Gelingen glauben.
  • Das Gefühl der Bedeutsamkeit und Sinnhaftigkeit beinhaltet die Überzeugung, dass es
    sich lohnt, Probleme als Herausforderung zu nehmen. Diese motivationale Komponente,
    das Engagement, gilt als die wichtigste Voraussetzung der Widerstandsfähigkeit, da sie
    nicht in eine „Opferhaltung“ sondern in Richtung aktive, kompetente Selbstgestaltung
    führt. Man benötigt Motivation und Willenskraft, um Veränderungen einzuleiten und zu realisieren. Sinnhaftigkeit ergibt sich immer auch aus der Verankerung in einer „Transzendenz“, welche dem Leben eine Bedeutung gibt, die über das Individuelle hinausreicht.

Im Kontext der KomplementärTherapie erlernen Klientinnen und Klienten, wie sie ihre momentanen gesundheitlichen Störungen einordnen und handhaben können, welchen Sinn ihnen zukommt und
welche Handlungsmöglichkeiten zur Unterstützung ihrer Genesung bestehen.

Written by geraldine

September 17th, 2019 at 2:29 pm

Resilienz

Resilienz (von engl. resilience – Spannkraft, Widerstandsfähigkeit) bezeichnet die Fähigkeit, belastende Situationen erfolgreich zu bewältigen und ein gesundes, selbstregulatives Fliessgleichgewicht wieder zu gewinnen und aufrecht zu erhalten. Belastende Situationen werden als psychische, körperliche und soziale Risikofaktoren betrachtet. Die Resilienzförderung zielt darauf ab, die generelle Widerstandsfähigkeit gegenüber andauernden Belastungsrisiken, die Belastbarkeit unter hohem zeitlichen Druck und die Erholungsfähigkeit nach extremer Stresserfahrung möglichst effektiv zu unterstützen. Die Resilienzforschung rückt insbesondere folgende Faktoren ins Zentrum, die es in belastenden Situationen zu aktivieren und bereits im Hinblick darauf zu stärken gilt: Positives Selbstbild, Zuversicht und Optimismus, Selbstakzeptanz und Selbstvertrauen in die eigenen Stärken und Fähigkeiten, Zukunfts- und Zielorientierung, Handlungs- und Lösungsorientierung, emotionale Selbstregulation, Aufbau und Gestaltung von tragenden Beziehungen, Übernahme von Verantwortung, Problemlösungskompetenz. Im Kontext der KomplementärTherapie werden bei den Klientinnen und Klienten Grundhaltungen bzw. Fähigkeiten aktiviert und verankert, welche ihre individuelle Resilienz stärken.

Written by geraldine

September 4th, 2019 at 2:27 pm

Ressourcen

Ressourcen stehen dem Menschen zur Verfügung und werden von ihm benötigt, um in schwierigen Lebenssituationen das innere Gleichgewicht wieder zu finden. Ressourcen wirken als Schutzfaktoren für seelische Stabilität, körperliches Wohlbefinden, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit. Man unterscheidet zwischen inneren Ressourcen als dem Menschen innewohnende Eigenschaften, Stärken und Fähigkeiten, und äusseren Ressourcen wie soziale Unterstützung, stabile wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen oder kraftspendende Einflüsse der Natur. Im Kontext der KomplementärTherapie unterstützt die bewusste Stärkung vorhandener Ressourcen die Selbstregulierung und ermöglicht die Verlagerung des Blickwinkels von der Pathogenese
zur Salutogenese („wie entsteht Gesundheit“). So gesehen sind Ressourcen alles, was von einer
Person in einer bestimmten Situation wertgeschätzt und als unterstützend erlebt wird.

Written by geraldine

August 27th, 2019 at 2:26 pm

Ziele der Komplementärtherapie

Genesung in der KomplementärTherapie zielt darauf ab, körperliche Störungen und Leistungsbeeinträchtigungen zu vermindern und aufzulösen sowie das körperliche und seelische Wohlbefinden und den Umgang mit Gesundheitsbeeinträchtigungen zu verbessern.
KomplementärTherapie erachtet Genesung als einen Prozess, der von verschiedenen, sich ergänzenden Faktoren abhängig ist und Körper, Geist und Seele gleichermassen umfasst. Sie setzt diesen Prozess über die Stärkung der Selbstregulation, der Selbstwahrnehmung und der Genesungskompetenz in Gang.

Stärkung der Selbstregulation
KomplementärTherapie spricht die selbstregulativen Kräfte des Menschen an. Mit ihren methodenspezifischen, körperzentrierten Mitteln von Berührungs-, Bewegungs-, Atem- und Energiearbeit in Verbindung mit Anleitung und Gespräch vermag die KomplementärTherapie die Selbstregulationsfähigkeit wesentlich zu beeinflussen. Werden Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und Beschwerden, welche auf Ungleichgewichte und Störungen der Selbstregulation hinweisen, frühzeitig beachtet und bearbeitet, kann damit schweren Erkrankungen vorgebeugt werden.

Stärkung der Selbstwahrnehmung
Selbstwahrnehmung ist eine wichtige Voraussetzung dazu, dass krankmachende Elemente der
Lebensführung erkannt werden und gesundheitsorientierte Impulse greifen können. Die körperund prozesszentrierte KomplementärTherapie leitet die Klientinnen und Klienten zu einer differenzierten Körperwahrnehmung an. Beschwerden werden in Verbindung mit der Lebenslage reflektiert. Die daraus resultierenden Bewusstseinsprozesse führen zum Erkennen von krankmachenden bzw. gesundheitsfördernden Verhaltensweisen und Lebensbedingungen. Im entsprechenden therapeutischen Setting werden notwendige Neuorientierungen entwickelt und erprobt.

Stärkung der Genesungskompetenz
KomplementärTherapie unterstützt die Klientinnen und Klienten in der Kompetenz, eigenverantwortlich Genesungsprozesse zu gestalten. Sie stärkt gezielt individuelle Ressourcen und Resilienzfaktoren. Sie erhöht damit die Fähigkeit und Kompetenz, die eigenen körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte optimal einzusetzen, Vertrauen zu entwickeln und sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Sie fördert im Umgang mit Beschwerden und Krankheit selbstkompetentes Handeln.

Written by geraldine

August 20th, 2019 at 2:22 pm

Die Chance der Komplementärtherapie

Die Naturheilkunde ist eine Disziplin in der Medizin, die davon ausgeht, dass sprichwörtlich „gegen alles ein Kräutlein gewachsen ist“, d.h., dass verschiedene Substanzen aus der Natur gegen viele Krankheiten erfolgreich verwendet werden können. Die Naturheilkunde ist die älteste Form der Medizin überhaupt. Bereits in der Steinzeit erkannten Menschen die heilende Wirkung verschiedener Kräuter. – Heute versteht sich die Naturheilkunde als Ergänzung zur Schulmedizin.

Andere Gesichtspunkte

Die Schulmedizin arbeitet oftmals mit chemischen Substanzen. Dies kann -abhängig von Krankheit und Stadium – sinnvoll, angebracht und sogar lebensrettend sein. Die Medizin ist derart komplex und vielschichtig, dass sich bedingt durch die enorm schnell voranschreitende Forschung, immer mehr Fachgebiete hervortun. Es versteht sich von selbst, dass sich der Spezialist auf sein Wissensspektrum fokussiert und nicht mehr das ganze Körpersystem im Auge behalten kann. Selbstverständlich gehen die im Studium angeeigneten Kenntnisse nicht verloren, aber sie treten in den Hintergrund, was zu einer mangelnden Optik gegenüber dem Patienten und seinen Bedürfnissen führen kann.

Die Naturheilkunde hingegen versucht ganzheitlich zu arbeiten, d.h., dass die Detailkenntnis wesentlich geringer, der Blickpunkt gegenüber dem Patienten aber grösser ist. Da wo die wissenschaftlich orientierte Medizin lediglich das Krankheitsgeschehen im Auge behält, versucht der Komplementärtherapeut die Gesamtsituation zu erfassen. Ein Anamnesegespräch umfasst deshalb nicht nur die Symptome einer zu behandelnden Krankheit, sondern auch allgemeine Fragen, wie z.B. zum Wohlbefinden, Appetit, Durst, Schlaf, Stuhlgang und Harndrang als auch Fragen zum privaten Leben, wie z.B. der Arbeit und der Existenz. Diese Fragen sollen Hilfestellungen im bevorstehenden Therapieverlauf leisten. – Die Frage „Wie geht es Ihnen?“ ist in der heutigen Zeit rein rhetorischer Natur, was auch zu einer entsprechend oberflächlichen Beantwortung führt. Es ist Aufgabe des Komplementärtherapeuten, den Dingen auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wo – neben dem primären Krankheitsgeschehen – Schwierigkeiten schlummern und wo und wie diese positiv unterstützt oder sogar behoben werden können.

Die geringe Akzeptanz zwischen Schulmedizinern und Naturheilpraktikern kann auf mangelndes Verständnis, teilweise basierend auf einem anders verwendeten Wortschatz, zurückgeführt werden. Naturheilpraktiker sprechen zum Beispiel immer wieder von der „Stärkung des Immunsystems“, was im Wortschatz der Ärzte als lächerliche und unqualifizierte Aussage taxiert wird. Wenn ein Naturheilpraktiker von der „Stärkung des Immunsystems“ spricht, so meint er im Grunde genommen nichts anderes, als das „innere Milieu“ auf Vordermann zu bringen, um so ein Gleichgewicht im Organismus herzustellen. Eine solche „Grundtherapie“ kann sich auf den weiteren Krankheitsverlauf sehr positiv auswirken. – Zum Wohl des Patienten sollte es im Interesse beider Berufsgattungen sein, eine gemeinsame Sprache zu finden.

Zeit und Empathie – die Aufgabe des Therapeuten

Nun, was können Komplementärtherapeuten oder Naturheilpraktiker einem Patienten bieten? Wir können keine Diagnosen stellen, wir können keine Medikamente verabreichen und wir können auch nichts machen, was die Krankheit zum Verschwinden bringt.

Unsere Aufgabe ist es, Zeit und Mitgefühl zu haben. Dies klingt simpel, ist in unserer Zeit aber ein seltenes Gut, welches vielen Menschen, gerade in schwierigen Zeiten, fehlt. Ziel des Komplementärtherapeuten sollte sein, als Schnittstelle zwischen Arzt, Psychologe/Psychiater und Familie zu dienen. Oftmals ist der Patient mit einer eventuellen Diagnose als auch mit den Informationen, die er erhält, überfordert. Er bekommt immer wieder gut gemeinte Ratschläge, wird gedrängt, aufgefordert, ja teilweise sogar genötigt, etwas „gegen“ seine Krankheit zu unternehmen. Der Prozess der Integration und Akzeptanz bleibt hier völlig auf der Strecke. – Hier kommt die Aufgabe des Komplementärtherapeuten zum Tragen. Nebst der Anamnese, Pflanzenheilkunde, Körpertherapie und Ernährungsberatung, ist es auch unsere Aufgabe, bei der seelischen Bewältigung einer solchen Herausforderung unterstützend zu wirken. Es ist unsere Aufgabe Halt zu geben, Licht ins Dunkle zu bringen, Ansprechpartner für Zweifel, Ängste und Freuden zu sein und den Patienten dabei zu unterstützen, dass er einen solchen Schicksalsschlag annehmen kann. – Ein Dozent von mir hat einmal gesagt, dass nur das Leben vor dem Tod wichtig ist. Dies sollten wir uns alle verinnerlichen. Was morgen ist, wissen wir nicht, aber den heutigen Tag können, dürfen und sollen wir bewusst leben.

Written by geraldine

Oktober 24th, 2012 at 2:27 pm